Bentley 3 Litre

Zurück

Klassiker des Monats

Bentley 3 Litre

100. Jubiläum

In 2021 präsentieren wir jeden Monat einen Klassiker aus unserer ZeitHaus-Sammlung, der in Sachen Technik, Design oder Produktionsweise nachfolgenden Fahrzeuggenerationen auf die eine oder andere Art und Weise als Vorbild diente und zudem in diesem Jahr ein Jubiläum feiert.

Den Auftakt macht der Bentley 3 Litre Speed: Mit Vierventil-Zylinderkopf und Doppelzündung ist er ein echter Meilenstein im Automobilbau, denn es dauerte rund sechs Jahrzehnte bis sich Vierventilmotoren im Serienbau durchsetzten. Als Prototyp feierte der 3 Litre 1919 seine Premiere – die Serienproduktion mit dem 70 PS starken Motor startete 1921, also vor 100 Jahren im Londoner Stadtteil Cricklewood.

Erste Erfolge im Motorsport

Das Exponat aus der ZeitHaus-Sammlung wurde ab 1924 als sportlichere Variante unter dem Namen „3 Litre Speed“ verkauft – mit 80 PS aus 2.996 cm3 Hubraum, Vierradbremse und einer Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h. Die Hochleistungsvariante „Super Sports“ kam 1925 mit knapp 90 PS auf den Markt und war für den Motorsport ausgelegt und fuhr in den Jahren 1924 und 1927 Siege in Le Mans ein. Von 1921 bis 1929 wurden insgesamt 1.619 „3 Litre“ produziert – darunter 513 Speed-Modelle. Das erste Fahrzeug der Bentleys Motor Ltd. war damit auch Begründer einer bis heute reichenden Tradition hochwertiger Spitzen-Automobile.

Ein ZeitHaus-Klassiker mit bewegter Geschichte

Als Anthony Methley aus Birmingham, 1923 seinen Bentley 3 Litre Speed bestellte, konnte er – wie damals üblich – das motorisierte Chassis von einem Karosseriebauer seiner Wahl einkleiden lassen. Als einer von nur 32 Bentley 3 Litre Kunden entschied er sich für James Young & Co. – einen 1863 im Londoner Stadtteil Bromley gegründeten Karosseriespezialisten für exklusive Individualaufbauten.

Seinen 3 Litre mit viersitzigem „James Young-Aufbau“ und der Chassis-Nummer 506 übernahm Methley am 24. Februar 1924 im Bentley-Werk. Wartungseinträge in der Bentley-Akte dokumentieren eine vorbildliche Pflege in den folgenden Jahren: Die Bremsen wurden erstmals am 10. Januar 1925 nachgestellt, im November justierte man – bei einem Tachostand von 9.746 Meilen – das Ventilspiel und behob ein „Schlackern in der Lenkung“. 1927 folgte die erste Motorüberholung und es wurden Kolben, Wasserpumpe und die Lager der Kurbelwelle ersetzt. Auch Unfallreparaturen sind in der penibel handschriftlich geführten Akte vermerkt.

Dann endet die Aktenpflege plötzlich im Jahr 1938 mit der Notiz „diverse Lagerbuchsen und ein Kardanwellenlager geordert“. Ebenso verlor sich die Spur des Bentleys bis in das Jahr 1940, als Bootsbauer Austin Packard Farrar ihn zufällig auf einem Schrottplatz nahe Lancing, Sussex, wiederfand.

Farrar erwarb, das für die Verschrottung bestimmte Automobil, für 20 £. Per Zug schickte er den Bentley an seinen Wohnort Portsmouth, wo er dem Fahrzeug neues Leben einhauchte. Sein Plan war es, das Fahrzeug als „working horse“ einzusetzen, um seine gebauten Boote damit über das Land zu seinen Kunden zu transportieren. Wegen seines besonderen Motorengeräusches nannte Farrar seinen 3 Litre liebevoll „Bumble“ zu Deutsch also Hummel.

So individuell wie der Spitzname des Fahrzeugs war auch die Gestaltung seiner Kühlerhaube: Das geflügelte „Bentley-B“ auf dem Verschlussdeckel des Kühlers ersetzte der Bootsbauer durch ein filigran gefertigtes Seepferdchen aus Bronze – es symbolisierte seine enge Verbundenheit zum Meer.

Austin Packard Farrar verstarb 2004 im Alter von 91 Jahren. Mit dem Erwerb von des „#506“ im Jahr 2006 durch die Autostadt wird „Bumbles“ Geschichte als letzter verbliebener Bentley 3 Litre mit James Young-Aufbau und einem Seepferdchen als Kühlerfigur im ZeitHaus bewahrt und weitererzählt.

Ausblick

Freuen Sie sich mit uns auf weitere Klassiker des Monats: Erfahren Sie spannende Details über beliebte und weniger beliebte Meilensteine. Einige Fahrzeugjubiläen aus unserer Sammlung werden Sie überraschen.

Die Sammlung des Automobilmuseums ZeitHaus in der Autostadt in Wolfsburg ist markenübergreifend und umfasst rund 260 Fahrzeuge von mehr als 60 Herstellern. Die Autostadt präsentiert jeden Monat einen Klassiker aus der Sammlung, der in Sachen Technik, Design oder Produktionsweise nachfolgenden Fahrzeuggenerationen als Vorbild diente.