Der Apfelflüsterer

Foto: Jan Riephoff
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Der Apfelflüsterer

Ökologische Äpfel aus dem Alten Land

Aus Neugierde und Pioniergeist stellte Dierk Augustin seine Apfelproduktion im Alten Land auf ökologisch um. Inzwischen hat er sogar die Sprache der Bäume gelernt.

Ein reetgedecktes Gehöft im Alten Land. Dahinter Bäume in langen Reihen. Mittendrin streicht ein Mann mit grauen Haaren und warmen braunen Augen durchs Blattwerk. Ob Dierk Augustin gerade ein Zwiegespräch führt? Schließlich behauptet der 59-Jährige: „Die Bäume sprechen, und ich kann sie verstehen.“ Gelernt hat er Gärtner, zum Baumversteher, Öko-Bauern und kompromisslosen Naturfreund hat er sich erst später entwickelt. 1982 hat er den Betrieb vom Vater übernommen, ließ ihn zunächst konventionell weiterlaufen und wendete chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel an.

1990 wurde ihm klar, dass der Anbau nach biologischen Richtlinien eine Alternative sein könnte. Die Anfangszeit war hart. „Wir mussten mit der Hacke in der Hand und auf den Knien durchs Feld kriechen, um das Unkraut in den Griff zu bekommen“, erzählt der zweifache Familienvater. „Früher sind wir einfach mit dem Trecker durchgefahren und haben Herbizide gespritzt.“

Auch die Vermarktung lief nicht gleich rund. Die Umstellung hat er trotzdem nie bereut: „Wenn man etwas aus Überzeugung und mit Freude macht, wird sich früher oder später der Erfolg einstellen.“ Er sollte Recht behalten. Seine Äpfel, darunter Elstar, Topaz und Antares, die vor allem über Naturkostläden verkauft werden, überzeugen die Kunden. Geschmack, Optik, Haltbarkeit – alles top. „Je fleckiger, desto bio? Das muss nicht sein“, weiß der Landwirt, der 30 Hektar nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet, sie mit Hornmist-Präparat von der Kuh und Kompost düngt und auf die Selbstheilungskräfte der Pflanzen setzt.

Natürlich gibt es Skeptiker. Doch Augustin lässt sich nicht beirren. Er vertraut auf seine Intuition. Und darauf, was die Bäume ihm erzählen. „Sie kommunizieren durch ihren Wuchs, durch Blattverfärbungen, durch die Triebspitze der Zweige. Man muss die Zeichen nur verstehen.“ Längst pilgern auch andere Landwirte zu Augustin nach Jork bei Buxtehude, um ihn bei Schädlingsbefall um Rat zu fragen. Der Biobauer erwähnt dies mit Genugtuung – und gibt sein Wissen gerne weiter.