Die Wurst fährt Fahrstuhl

Foto: Jan Riephoff
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Die Wurst fährt Fahrstuhl

Wurst-Delikatessen aus Bramsche

Delikatessen aus Tradition: In Bramsche führt Christian Sostmann in sechster Generation eine Metzgerei. Ein Mann, der weiß, dass gutes Fleisch von glücklichen Tieren kommt.

Auch ein Metzger kann Ironie verstehen. An der Tür zum Besprechungsraum prangt das Schild „Schweine-Börse“. Die Wände unterm Dach zieren Ahnenporträts und einschlägige Bauernregeln – sowie ein gerahmtes „Stern“-Titelbild mit der Zeile: „Mein Chef ist ein Schwein“.

Christian Sostmann ist 41, grüßt mit „Moin, moin!“ und einem kraftvollen Händedruck. Der Junior ist in sechster Generation der erste Sproß in der Fleischer-Dynastie mit einem Diplom in Betriebswirtschaftslehre. Seit 2002 führt er die Geschäfte eines Familienunternehmens, das seit 1838 in der Kleinstadt Bramsche bei Osnabrück residiert.

Umgeben von Apotheke, Reisebüro und Lederwarenladen ist der Hauptsitz auf drei Etagen angewachsen. Zwölf Außenfilialen sind hinzugekommen. Produziert wird im Erdgeschoss des Stammsitzes, verpackt und gelagert in den oberen Stockwerken. Von der Zerteilung bis zur Endverarbeitung fahren die Würste mehrmals Fahrstuhl.

Fleisch ist nicht nur ein Stück Lebenskraft, wie ein Werbeslogan einst verhieß, sondern auch eine Sache des Gefühls. „Ich bin ein sensibler Mensch“ sagt Sostmann, wenn er übers Schlachthaus spricht. „Wir befassen uns mit jedem Tier einzeln.“ Pro Woche werden bis zu 180 Schweine und acht Rinder zu mehr als hundert Wurstprodukten verarbeitet, einige nach Bioland-Standards. Alle Tiere kommen aus der Region, keines wird länger als 30 Minuten transportiert. Sostmann: „Ich kenne jeden Bauern persönlich, bespreche mit ihm die Fütterung und Haltung.“

Persönlicher Kontakt, sich Zeit nehmen, auf die Details achten: Beim Gang durch die Produktionshalle weiß Sostmann nicht nur sämtliche Maschinenknöpfe zu bedienen, sondern vor allem jeden seiner insgesamt gut hundert Mitarbeiter mit Namen zu begrüßen.

Maschinellen Großbetrieben und Discountern will der Feinkost-Fleischer familiären Zusammenhalt und Transparenz entgegensetzen. Das Bewahren von Traditionen gehört dazu: „Wir setzen uns zum Beispiel für die Erhaltung des Bunten Bentheimer Schweins ein, das durch seinen kernigen Speck und die Marmorierung des Fleisches eine erstklassige Qualität bietet.“ Traditionen bewähren sich mit Blick auf die Zukunft. 2016 geht der Sostmann-Webshop online. Dann können Kunden von überall die Delikatessen aus Bramsche bestellen.